Arbeitsbedingungen: Krank, gesund und sinnvoll arbeiten

Anfang 2011 veröffentlichte ich gemeinsam mit Gebhard Borck und Markus Stegfellner im Genograph, der Zeitschrift des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, den Artikel “Sinnvoll wirtschaften” über verschiedene Formen von Arbeitsbedingungen. Dort erläuterten wir auf rund 4 Seiten unser gleichnamiges Verständnis einer neuen, weitreichenden Art, wie Unternehmen (und natürlich auch Non-Profit-Organisationen) jenseits der heute meistens vorzufinden Vorgehensweisen Arbeitsbedingungen gestalten können. Wir haben dabei drei Typen von Arbeitsbedingungen formuliert, gewissermaßen als jeweilige in Reinform beschriebene Typen: Krank, gesund und sinnvoll arbeiten.

Die Typologie im Überblick

Unsere damalige Darstellung der drei Typen habe ich für diesen Beitrag leicht aktualisiert und erweitert. Der größte Unterschied zu unserer damaligen Arbeit liegt darin, dass ich heute lieber von krank, gesund und sinnvoll arbeiten als wirtschaften spreche. Denn natürlich betrifft die Unterscheidung in die Attribute krank, gesund und sinnvoll nicht nur Organisationen mit Gewinnerzielungsabsicht. (Tabelle zum Lesen anklicken):

Bei den drei Typen handelt es sich um Idealtypen. Aber Achtung: Das heißt nicht, dass Organisationen so idealerweise sein sollten. Damit ist lediglich gemeint, das ein Vertreter eines Typs in Reinform so aussehen würde, wie in der Tabelle beschrieben. Das wird allerdings mit keiner echten Organisation der Fall sein. Da verhält es sich mit dieser Typologie genauso wie mit individualpsychologischen Musterbildungen á la MBTI oder DISG. Ein “Typ” ist immer nur eine Annäherung.

Mit den Typen Krank und gesund Wirtschaften sind keine Metaphern gemeint. Sondern ganz konkrete Beschreibungen. Wir gehen davon aus, dass klassische, formal hierarchische Anweisungsorganisationen, in denen dann noch Verdrängungswettbewerb inszeniert wird, eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, stressbedingte Krankheiten hervorzurufen oder zu beschleunigen, als Organisationen, bei denen das nicht so ist. Dazu gibt es diverse empirisch-wissenschaftliche Belege. Der wohl größte sind die beiden epidemiologischen Studien Whitehall I und II (hier im Blog), ein weiterer liegt in der Studie “Organizational Change and Employee Stress”, über die ich hier im Blog ebenfalls berichtet hatte.

Fallbeispiele

In der folgenden Tabelle habe ich ein paar Fallbeispiele zusammengefasst. Zum Teil sind in der Tabelle Links zu weiteren Informationen über die Beispiele. Dazu bitte hier klicken. Die mit einem * versehenen Beispiele habe ich als Fallstudien in meinem aktuellen Buch “Alle Macht für niemand” beschrieben. dm drogeriemarkt gilt als guter Arbeitgeber, allerdings finden sich auch in diesem Unternehmen mittlerweile einige fragwürdige Fälle.

Soweit die provisorische Typologie. Sie ist ein Work-in-progress, hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder vollkommene Schlüssigkeit. Wer Verbesserungsideen oder Ergänzungen hat, ist herzlich willkommen, diese als Kommentar anzumerken. Im weiteren Verlauf der Blogposts hier werden wir immer wieder mal Fallbeispiele für die einzelnen Typen präsentieren.

Herzliche Grüße
Andreas Zeuch

 

Bildnachweis

  • Beitragsbild: gemeinfrei
  • Tabelle: Dr. Andreas Zeuch, 2016

 

Comments (1)

Gründungsstory #1 - Andreas - priomy

[…] versuchen, die Resilienz der Coachees hochzuschrauben, nur um sie dann wieder in dasselbe alte kranke Wirtschaftssystem zurückzuschicken. Bei Heiko war mir klar: Dieses perfide Spiel ist auch nichts für […]

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